Wenn Weihnachtslieder aus dem Nähkästchen plaudern …

„Stille Nacht“ im Schützengraben

Was für eine Geschichte! Ein spontan angestimmtes Weihnachtslied unterbricht für kurze Zeit das Töten und Sterben in den Schützengräben des 1. Weltkrieges.
In der Nähe der belgischen Stadt Ypern geschah Weihnachten 1914 der legendäre Weihnachtsfrieden. Deutsche und englische Soldaten legten ohne Erlaubnis ihrer Befehlshaber die Waffen nieder, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Auslöser soll das auf deutscher Seite angestimmte Lied „Stille Nacht“ gewesen sein.
Wahrscheinlich waren die Soldaten vor allem kampfesmüde und durch Geschenke ihrer Familien in wehmütiger Stimmung, sodass es zu der spontanen Verbrüderung kam. Ob Auslöser oder nicht, deutsche und britische Soldaten sangen in jenen Weihnachtstagen gemeinsam das Lied „Stille Nacht“, in Englisch „Silent Night“. Bekannt war es auf beiden Seiten, denn „Stille Nacht“ ist das am weitesten verbreitete Weihnachtslied überhaupt.

Weihnachtslied der Superlative

Mit der bekannten Melodie erklingt „Stille Nacht“ in mehr als 300 Sprachen und Dialekten rund um den Erdball. Ob Persisch, Friesisch, Grönländisch oder Japanisch, nahezu jedes Fleckchen der Erde kennt das Lied in seiner eigenen Landessprache. 2011 wurde es auf die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes Österreichs aufgenommen. Es ist nicht nur das bekannteste Weihnachtslied der Welt, es gehört auch zu den weltweit meistverkauften Musikstücken. Die Interpretation von Bing Crosby verkaufte sich beispielsweise seit dem Erscheinen bis ins Jahr 2003 über 10 Millionen Mal.

„O du fröhliche“ Weihnachtszeit?

Unter den traditionellen deutschen Weihnachtsliedern steht „O du fröhliche“ ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Meist singen es die Gläubigen als letztes Lied im Weihnachtsgottesdienst. Oft ist es eines der wenigen Weihnachtslieder, das fast jeder Gottesdienstbesucher auswendig singen kann. Dabei ist das Musikstück ursprünglich kein reines Weihnachtslied. In der Urfassung von Johannes Daniel Falk aus dem Jahr 1815 besingt nur die erste Strophe das Fest der Liebe. In der zweiten Strophe wird der Osterzeit gehuldigt, die dritte Strophe schließlich ist Pfingsten gewidmet. Damit ist „O du fröhliche“ eigentlich ein „Allerdreifeiertagslied“, wie es Falk selbst nannte. So richtig bekannt wurde das Lied erst, nachdem es ein Gehilfe Johannes Daniel Falks 1826 zu einem Weihnachtslied umgedichtet hatte.

„O Tannenbaum“, „My Maryland“

Apropos umgedichtet: Die Tonfolge des deutschen Weihnachtsliedes „O Tannenbaum“ wirkt so erhaben und eingängig, dass sie zur Melodie einiger offizieller und inoffizieller Hymnen wurde. Die amerikanischen Bundesstaaten Maryland, Florida, Michigan und Iowa setzten in ihren Hymnen auf einen pathetischen Text und die bekannte Melodie. Aus „O Tannenbaum“ wurde so beispielsweise „My Maryland“ und „My Florida“. Auch die inoffizielle Hymne der britischen Labour Party, „The Red Flag“, singen die Parteimitglieder auf die Melodie von „O Tannenbaum“.

Vom Winterlied zum kosmischen Weihnachtsklassiker

Ähnlich, wie das deutsche „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, besingt auch „Jingle Bells“ eher den Winter, als das Christfest. Im englischsprachigen Raum ist jedoch ein Weihnachten ohne „Jingle Bells“ kaum vorstellbar. Sogar bis in den Weltraum haben es die Schlittenglöckchen gebracht. 1965 schmuggelten die Astronauten Thomas Stafford und Walter Schirra heimlich eine Mundharmonika und ein Schellenband in die Raumkapsel Gemini 6. In Anspielung auf das bevorstehende Weihnachtsfest spielten sie darauf „Jingle Bells“, das somit zum ersten handgespielten Musikstück im Weltall wurde.

Der Traum von einer weißen Weihnacht

Kein fröhliches Schlittenfahren ohne Schnee. Für viele Menschen gehört die weiße Pracht zum Weihnachtsfest dazu, wie ein geschmückter Baum und bunt verpackte Geschenke. Diese Sehnsucht versinnbildlicht kaum ein Lied so gut, wie Bing Crosbys „White Christmas“. Das Lied gilt mit über 50 Millionen verkauften Tonträgern als die meistverkaufte Single aller Zeiten. Komponiert hat es 1940 der jüdische Songwriter Irving Berlin. Zunächst für ein Musical geschrieben, erschien es 1942 stattdessen in dem Film „Musik, Musik“, mit Bing Crosby und Fred Astaire. Das mehrfach im Film gesungene Lied wurde so erfolgreich, dass etliche Künstler ihrerseits Versionen des Stücks aufnahmen, unter ihnen Elvis Presley. Die eigenwillige Interpretation des „King“ missfiel Irving Berlin jedoch so sehr, dass er versuchte, das Abspielen des Songs im Radio zu verhindern.

Patriotische Ader und Weihnachtsstimmung

Irving Berlin schrieb neben dem Welterfolg „White Christmas“ unter anderem die inoffizielle Hymne der USA, „God Bless America“. Ein ähnliches Zusammentreffen von patriotischer Begeisterung und dem Schreiben weihnachtlicher Lieder kennt auch die deutsche Weihnachtsmusik. Der Schöpfer des beliebten Liedes „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, ist niemand anderes, als Hoffmann von Fallersleben, Dichter der deutschen Nationalhymne.

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